Deutschland hat zu wenig Wohnungen.
Politik
Das SPD-Bundestagswahlprogramm 2021 spricht von "überteuerten Wohnungen" und wollen "bezahlbaren Wohnraum" schaffen indem sie "alle an einen Tisch bringen". Klara Geywitz konnte mit diesem Ansatz keinen Erfolg erreichen.
Auch die CDU/CSU erkennt "bezahlbaren Wohnraum" in ihrem Wahlprogramm als eine Herausforderung des Jahrzehnts an. Sie wollten von 2021 bis 2025 1,5 Millionen Wohnungen bauen. Dabei wollen sie durch schnellere Abschreibungsmöglichkeiten Investitionsanreize schaffen und Bauantragsgenehmigungen beschleunigen. Außerdem wollen sie den ÖPNV stärken um so Ballungsgebiete zu entlasten.
Die Grünen wollen bezahlbaren Wohngraum schaffen, indem sie die Mittel für den sozialen Wohnungsbau deutlich erhöhen.
Statistiken
- Neue Wohnungen pro Jahr:
- 2010: 159.800
- 2020: 306.400
- 2023: 294.400, davon 257.200 Neubauwohnungen in Wohngebäuden. Auf Einfamilienhäuser entfielen davon 69 900 Wohnungen
- Wohnungslosigkeit nach Jahr:
- 2024: 439.500 Personen
Schlaglicht: Frankfurt
Frankfurt am Main ist die fünftgrößte Stadt Deutschlands
- Einwohner: 775.790 (31. Dez. 2023)
- Fläche: 248,31 km²
- Gebäude mit Wohnungen: 81.129
- Wohnungen: 410.235
- Studierende: 64.953
- Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main: 41.783 (Wintersemester 2023/24)
- Frankfurt University of Applied Sciences: 15.036 (Wintersemester 2023/24)
- Frankfurt School of Finance & Management: 3.284 + ca. 2800 Teilnehmende der Ausbildungsakademie/dualen Berufsausbildung (2024)
- Provadis School of International Management and Technology: 1.100 (2024)
- Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Frankfurt am Main: 950 (2024)
- Studentenwohnheimplätze: 3.511 in 27 Wohnheimen (2024)
- Auszubildende: 18.935 (2020)
- Rentner: ca. 16% über 65; über die Anzahl der Rentner in Frankfurt gibt es keine offiziellen Zahlen
- Wohnungslose Personen: 3.892 (2024)
Studentenwohnheime
Das Hans-Dickmann-Kollegs (HaDiKo) in Karlsruhe hat 6 Häuser mit 1102 Zimmern:
- Im Schnitt sind in einem Haus also 184 Studenten untergebracht.
- Wenn jedes Haus 6 Stockwerke hätte wären das 31 Studenten pro Stockwerk.
- Bei 4 Fluren pro Stockwerk wären das 8 Studenten pro Flur.
Ein Flur teilt sich eine Küche und die Sanitäranlagen.
Das Hadiko bietet noch weitere geteilte Infrasturktur wie Drucker, Waschmaschinen, Gemeinschaftsräume, Musik- und Billardzimmer, ...
Wenn man 8 Studenten pro Flur, 4 Flure pro Stockwerk, 6 Stockwerke pro Haus hat, wären das 192 Studenten pro Haus.
Wie viel Wohnfläche wäre das in etwa?
- 15m² pro Studentenzimmer
- 30m² pro Küche
- 45m² für die Sanitäranlagen pro Flur
- 30m² für die Gemeinschaftsräume pro Flur
Das wären 5400m² Wohnfläche. Bei 2500€/m² an Baukosten wären das 13,5 Millionen Euro pro Haus. Also 70k Euro pro Student.
Politisches Programm
Man könnte nun bundespolitisch für jede Stadt für jeden Studenten über 10 Jahre verteilt 35k EUR an Zuschüssen für den Bau von Wohnheimen der Hadiko-Klasse bereitstellen. Also sehr dichter Wohnraum.
Für Frankfurt wäre das also 227.500.000 EUR pro Jahr für 10 Jahre. Damit könnte man über 16 Wohngebäude der Hadiko-Klasse bauen und damit jedes Jahr zusätzliche 3.072 Studenten unterbringen. Man könnte die Kosten so hoch halten, dass die Betriebs- und Wartungskosten gedeckt werden. Damit wäre man immer noch massiv günstiger als alle Mietwohnungen und würde somit den Wohnungsmarkt entlasten.
Anstelle von 65.000 Ein-Zimmer-Wohnungen kann man auch 338 Gebäude dieser Art haben. Bei 410.235 Wohnungen in Frankfurt wären 16 Hadiko-Gebäude also eine Erhöhung um 0.7% der Wohnungen.
In den Mietverträgen könnte man regeln, dass bei einer Exmatrikulation das Zimmer innerhalb von 2 Monaten verlassen werden muss.
Die Verwaltung des Wohnheims könnte - genau wie beim Hadiko - von Studenten übernommen werden. Das würde die Betriebskosten weiter senken.
227 Millionen EUR hören sich nach viel Geld an, aber hier ein paar Vergleiche:
- Stuttgart 21: 12.000 Millionen EUR
- Elbphilharmonie Hamburg: 866 Millionen EUR
- Frankfurt Main Tower: 350 Millionen EUR
- Wohngeld für 12.826 Haushalte in Frankfurt 2023: 36,6 Millionen Euro
Das wäre ein konkreter Plan. Er wäre umsetzbar, würde sowohl kurzfristig als auch langfristig helfen. Er würde den Wohnungsmarkt entlasten und die Lebensqualität vieler Menschen verbessern. Er wäre zielgerichtet und würde direkt bei einer der finanziell schwächsten Gruppen ansetzen.
Einzelnachweise
- destatis.de: Pressemitteilung Nr. 203, 23. Mai 2024.
- Wahlprogramm 2021, CDU/CSU
- Wahlprogramm 2021, Die Grünen
- destatis.de: Statistik untergebrachter wohnungsloser Personen, 15. Juli 2024.
- statista.com: Schätzung zur Anzahl der Wohnungslosen in Deutschland von 1995 bis 2022
- Stadt Frankfurt: Bauen und Wohnen, Datenstand: 2021
- Christoph Manus: Viel mehr Wohngeld ausgezahlt in Frankfurt, Stand:08.03.2024.
- statista.com: Anzahl der Studierenden an Hochschulen in Deutschland in den Wintersemestern von 2002/2003 bis 2023/2024